Mittwoch, 23. Januar 2008

Das Schloß




Das heutige Schloss Seeburg ist lediglich der westliche Teil einer uralten und sehr großen Fluchtburg. Hier, am Süßen See ist uraltes Kulturland, und so war die Seeburg über 1300 Jahre eines der bedeutenden Zentren des politischen, militärischen und kulturellen Lebens im östlichen Vorharzgebiet. Das Klima am Süßen See ist im Vergleich zum rauen Harz deutlich milder und so gedeihen in seiner Nähe seit Jahrhunderten Obst und Wein bester Qualität. Daher ist der Ort Seeburg heute auch das Zentrum der Weinstraße Mansfelder Seen. ...

Die Grafen von Mansfeld ließen zumindest zeitweise Seeburg durch Dienstadelige, die sich nach der Burg nennen durften, verwalten. Die Grafen von Mansfeld ließen umfangreiche Bauarbeiten an der Burg ausführen. 1501 kam Seeburg bei der mansfeldischen Erbteilung an die mittelortsche Linie. Die Seeburg wurde zu einer wahrhaft fürstlichen Residenz mit allen Annehmlichkeiten, die ein Adelssitz zu bieten hatte. Die Grafen ließen unter anderem das „Blaue Gebäude“ aufstocken. Der “Rote Turm” wurde zum Witwensitz, dem “Witwenturm” ausgebaut. Dieser imposante Witwenturm stellt an sich schon ein eigenständiges Schloss dar. Außerdem wurde der Pallas abgerissen und an seiner Stelle ein Rittersaal errichtet. Auch der ehemals extrem starke runde Bergfried erhielt unter den Grafen von Mansfeld seine heutige Gestalt. Er wurde bis auf ein Drittel seiner Höhe abgetragen. Auf den Stumpf wurde ein schlanker Turm aufgesetzt. Schon im 16. Jahrhundert waren die Grafen von Mansfeld extrem verschuldet. So war Seeburg nicht mehr zu halten. 1563 musste Graf Christoph III. von Mansfeld Mittelort das gesamte Amt Seeburg an Peter und Hieronymus Bucher versetzen. ....
Im Jahre 1574 verkaufte der bereits erwähnte Graf Christoph Seeburg wiederkäuflich an den aus Mecklenburg stammenden Grafen Kuno Hahn auf Basedow und Müggenburg für 115.250 Taler. Von dieser Summe hatte er allein 98.700 Taler an die Familie Bucher zu zahlen. Seiner Frau Amalie, geb. von Schwarzburg, hatte der Graf 16.550 Taler für den Verzicht ihrer Ansprüche an Seeburg zu zahlen. Mit diesen Zahlungen war die Kaufsumme vollständig aufgebraucht. Nach dem Aussterben der Linie von Mansfeld-Mittelort im Jahre 1602 wollten die Grafen von Mansfeld-Vorderort das Amt Seeburg einlösen. Die Grafen von Hahn verweigerten das jedoch und es kam zu einem Rechtsstreit, der über einhundert Jahre andauerte. Die Grafen von Hahn bekamen letztendlich Recht und durften Seeburg behalten. Den Mansfeldern fiel der Verzicht auf die Ansprüche an Seeburg durch Grafin Amalie auf die Füße. Nach dem Richterspruch hatte der Vorderort kein Recht auf Einlösung der Seeburg, weil der Mittelort ohne Mitbelehnte ausgestorben war. Auch die Grafen von Hahn ließen ungeachtet des Rechtsstreites umfangreiche Bauarbeiten am Schloss durchführen. Es entstanden ein neues Herrenhaus mit 65 Gemächern und eine neue Schlosskirche. An die Bautätigkeit unter den Grafen von Hahn erinnert noch heute eine steinerne Tafel über der Einfahrt zum Schlosshof. ....
Mit dem Tode der Anna Hedwig von Hahn, die mit Hartmann von Geusau verheiratet war, erlosch 1780 dieser Zweig der Familie von Hahn. Die Familie von Geusau prozessierte drei Jahre lang um Seeburg und erhielt schließlich den gesamten Besitz zugesprochen. Schon bald jedoch wurden Schloss und Amt von den Geusaus an den preußischen Staats- und Finanzminister von Voss verkauft. Dieser erwarb beides für seinen Mündel, den Grafen von Ingenheim. Mit der Übernahme durch die Grafen von Ingenheim begann für das Schloss Seeburg eine Zeit der Umgestaltung aber auch des Verfalls und der Zerstörung. Das Schloss, noch ganz auf Verteidigung ausgelegt, genügte den Erfordernissen der nun etablierten Großlandwirtschaft nicht mehr. Die Ingenheims ließen das „Blaue Gebäude“ abtragen, seine Grundmauern durchbrechen und die heutige Zufahrt anlegen. Auch Teile des Rittersaales und der Schlosskirche wurden zurückgebaut. Die Gräben wurden weitgehend verfüllt. ....
1880 kaufte die Familie Wendenburg das bereits deutlich heruntergekommene Schloss Seeburg. 1910 entschloss sich Erich Wendenburg, das Schloss wieder herrichten zu lassen. Die Entwürfe dazu lieferte der der heute umstrittene Professor Paul Schulze-Naumburg, der auch die Grablege Albrechts des Bären auf Schloss Ballenstedt schuf. Der Witwenturm und die Kirche wurden von Hermann Wäscher restauriert. ....
Die Familie Wendenburg wurde 1945 im Rahmen der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone enteignet. Der Landwirtschaftsbetrieb von Seeburg mit dem Schloss wurde Teil des Volkseigenen Gutes (VEG) “Walter Schneider” in Eisleben. Ein Teil des Schlosses wurde zur Berufsschule für Saatzüchter, Viehzüchter und Obstbauern. Im Witwenturm wurde eine Jugendherberge eingerichtet. Wie viele ähnliche Bauten in der DDR verfiel Schloss Seeburg langsam aber unaufhaltsam. Auch die Jahre unmittelbar nach der friedlichen Wende brachten noch keine Besserung für die Bausubstanz. Die Besitzverhältnisse waren zunächst ungeklärt. Zudem geisterte ein Gerücht um einen vergrabenen Schatz der Familie Wendenburg durch das Mansfelder Land. Das Schloss wurde nun auch noch von “Schatzsuchern” heimgesucht. ....

Ende der 1990er Jahre wurde die Consultinggesellschaft CSG aus Weinheim Eigentümer des Schlosses Seeburg. Die neuen Besitzer planen die Einrichtung von Eigentumswohnungen und eines gehobenen Hotels auf Seeburg. Im sogenannten Rapunzelturm wurden bereits Ferienappartements eingerichtet. Auch sonst herrscht auf dem Schloss rege Bautätigkeit, wobei immer versucht wird, die historische Substanz wieder herzustellen. Das alles wird aber wegen des schlechten Bauzustandes und der Größe des Schlosses noch sehr viel Zeit und Geld beanspruchen. ....